Mist, Mist, Mist, schon zum dritten Mal hat mich der gleiche Gegner erledigt, weil ich zu voreilig war. Hätte ich mich doch nur ein wenig zurückgezogen und seinen Angriff ins Leere laufen lassen, um danach einen Treffer zu landen. Dann wäre alles viel einfacher gewesen. Doch so muss ich jetzt wieder zum Ort meines peinlichen Todes zurücklaufen und meinen mühsam zusammengekratzten Haufen Tech Scrap wieder aufsammeln, der hier in The Surge 2 als Währung gilt. Den lasse ich nämlich bei meinem Ableben fallen und habe dann zweieinhalb Minuten Zeit, ihn mir wieder zu schnappen, bevor er für immer verschwindet. Das Coole daran: Sobald ich mich dem Haufen wieder nähere, ihn aber nicht aufnehme, stellt er meine Gesundheit nach und nach wieder her. Das kann ich dazu nutzen, um mich mit einem ständigen kleinen Gesundheitsboost dem nervigen Gegner wieder zu stellen. Ein witziges und nützliches Feature, wie ich finde, und das ist nicht die einzige Neuerung in The Surge 2.
Story? Wird überbewertet!
Zugegeben, The Surge 2 scheint etwas mehr Hintergrundgeschichte zu bieten als sein Vorgänger, aber trotzdem scheint mir die Story eher ein schmückendes Beiwerk als ein Hauptbestandteil des Spiels zu sein. Hier und da finde ich Audiologs, die Aufschluss über den Geschehnisse geben, die den Schauplatz Jericho City ins Chaos gestürzt haben, oder ich habe seltsame Visionen, die sich um einen Flugzeugabsturz ranken. So richtig schlau bis ich daraus allerdings noch nicht geworden, aber ich spiele ja auch erst wenige Stunden.
The Surge 2 ist auch etwas mehr bevölkert, wobei die meisten NPCs mit eher uninteressanten Stories aufwarten. Trotzdem bekomme ich die eine oder andere Gelegenheit, eine Nebenquest zu absolvieren, was ich natürlich gerne tue. Mit der Zeit habe ich dann allerdings ziemlich viele Quest offen. Mal sehen, welche ich davon überhaupt abgearbeitet bekomme.
Neuerdings gibt es hier und da auch Händler (oder gab es die im ersten Teil auch schon?). Hier kann ich nicht mehr gebrauche Ausrüstung wieder zu Geld, bzw. Tech Scrap machen. Allerdings ist das Angebot der Händler recht überschaubar und ich habe bis jetzt noch nichts gefunden, was ich unbedingt gebraucht hätte.
Genial verschachtelte Spielwelt
War die Spielwelt im ersten Teil schon ziemlich verschachtelt, so wird das im zweiten Teil noch einmal übertroffen. Über mehrere Ebenen hinweg erkunde ich Jericho City, eine Stadt, die im Chaos versinkt. Aufmerksam will hier jeder Winkel erkundet werden, ob sich nicht irgendwo ein geheimer Durchgang oder eine wertvolle Vorratskiste befindet.
Langsam taste ich mich durch das Areal, denn eine überhastete Vorgehensweise ist, wie in allen soulslike Spielen, definitiv nicht angeraten. Hier aktiviere ich einen magnetischen Lift, dort öffne ich eine verschlossene Türe, sammle Materialien ein und kehre immer wieder in eine der Medi Bays zurück, an denen ich meinen Charakter und meine Ausrüstung aufleveln kann. Die Medi Bays dienen auch wieder als Aufsetzpunkt, sollte ich einmal sterben … und das geschieht ziemlich oft.
Nach und nach öffne ich ein kleines Gebiet nach dem anderen und bin immer wieder überrascht, dass ich plötzlich wieder an einem Ort aufschlage, den ich schon untersucht hatte. Die Levelgestaltung ist einfach genial, auch wenn das Potential, sich unendlich oft zu verlaufen, ziemlich groß ist. So hatte ich z.B. nach einer erledigten Nebenquest meine liebe Mühe, den Questgeber wiederzufinden, um ihm von meinem Erfolg zu berichten.
Kämpfen, Looten, Basteln
An der Kampftechnik hat sich nichts Grundlegendes geändert und das ist auch gut so. Vielmehr habe ich das Gefühl, dass alles etwas leichter von der Hand geht und sich die Kämpfe runder anfühlen. Ich experimentiere bald mit verschiedenen erbeuteten Waffen und ertappe mich dabei, wie ich einfach nur ein paar Runden drehe um Beute zu machen. Gepanzerte Körperteile meiner Gegner werden dabei jedes Mal zum Objekt meiner Begierde. Einmal abgetrennt, erhalte ich einen Bauplan für die Rüstung oder wertvolles Crafting-Material. Je stärker die Gegner sind, desto mehr Beute kann ich erwarten.
Einmal verinnerlicht, werden die Kämpfe zu einem Heidenspaß, was allerdings nicht bedeutet, dass sie einfach werden. Auch ein Gegner mit niedrigem Level kann mir immer noch sehr zusetzen. Da heißt es immer konzentriert bleiben.
Neu ist ein ausgefeilteres Blocking-System, das es einem jetzt erlaubt, Schläge von Gegner aus verschiedenen Richtungen zu Blocken und zu Kontern. Wer mein Talent bzgl. Blocken und Kontern kennt, der weiß, dass ich dieses Feature kaum nutzen werde …
Außerdem kostet das Blocken jede Menge an kostbarer Ausdauer, so dass ich mich da eher auf ein energiesparenderes Ausweichen verlegt habe.
Zurück in einer MediBay darf ich mir dann, sofern ich die nötigen Baupläne und das entsprechende Material habe, neue Rüstung basteln. Ziehe ich dann mehrere Teile des gleichen Rüstungssets gleichzeitig an, so winken kleine Boni, wie z.B. mehr Giftresistenz.
Mein Charakter lässt sich natürlich auch aufleveln, aber da mir hier nur drei Attribute zur Verfügung stehen, die mir alle gleich wichtig erscheinen, levle ich hier relativ gleichmäßig. Waffen und Rüstung kann ich ebenfalls verbessern um mehr einstecken oder austeilen zu können.
Implantate die ich hier und da finde, geben zusätzliche Boosts für die unterschiedlichsten Gelegenheiten. Aber die kenne ich ja auch schon aus dem letzten Teil. Praktischerweise kann ich die jederzeit unterwegs austauschen, um mich besser an die jeweilige Situation anpassen zu können.
Auch verschiedene Arten von Drohnen sind wieder mit von der Partie, die ich auch gerne aus der Ferne einsetze, um die Reihen der Feinde ein wenig vorab zu lichten.
Überhaupt sind die Kämpfe ziemlich hart, aber auch fair. Meistens sind die Gegner nämlich langsamer als ich und ich kann erst einmal immer gut auf Abstand bleiben, um deren Angriffsmuster zu studieren. Dann gilt es, mit geschicktem Timing die eigenen Treffer zu landen. Und das bleibt herausfordernd genug. Niemals habe ich aber das Gefühl, vor einem unlösbaren Problem zu stehen. Auch wenn ich oft sterbe bleibt meine Motivation bestehen, denn ich weiß, es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich, insbesondere bei den Bossen, das Kampfmuster der Kontrahenten verinnerlicht habe.
Multiplayer? Fehlanzeige!
Wer, wie ich, gehofft hatte, dass The Surge 2 ein Multiplayerfunktion erhält, der wird enttäuscht werden. Ich war eigentlich noch guter Dinge, als ich kleine gekritzelte Nachrichten von anderen Spielern entdeckt habe, die mich auf versteckte Beute aufmerksam gemacht hatten. Hier hatte ich dann schon erwartungsfroh im Menü nach irgendwelchen Coop-Funktionen gesucht, aber leider nichts gefunden.
Ab und zu treffe ich auf Rache-Gegner, die offensichtlich den Tod eines anderen Spielers verursacht haben. Angeblich sollen die dann gefährlicher sein, ich habe aber keinen Unterschied feststellen können. Nur Beute gibt es etwas mehr und die nehme ich doch gerne mit.
Ich kann auch ein sogenanntes „Banner“ hinterlassen, das andere Spieler finden und berühren können. Das wird dann auf beiden Seiten mit Tech Scrap belohnt. Je mehr Mühe es macht, das Banner zu finden, desto höher fällt die Belohnung aus. Ein nettes Feature, das aber nicht wirklich über eine fehlende Coop-Möglichkeit hinwegtrösten kann.
Mein Fazit
The Surge 2 ist die konsequente Weiterentwicklung des ersten Teils. Das Leveldesign ist nun deutlich verschachtelter, lädt mehr zum Erkunden ein und hält viele Überraschungen parat. Hier hat sich gegenüber dem ersten Teil viel getan. Auch wenn die Grafik und die Texturen hier und da etwas schwurbelig wirken und die Kantenglättung manchmal zu wünschen übrig lässt (ich spiele auf der PS4 Pro), sind die Level dennoch detailreich und phantasievoll gestaltet und bieten durchaus auch etwas für’s Auge.
Das schon im ersten Teil sehr gut funktionierende Kampfsystem wurde zum Glück nur vorsichtig überarbeitet und geht mir jedenfalls nach ein paar Runden gut von der Hand. Die zwar harten, aber sehr motivierenden und spaßigen Kämpfe sind für mich das Herzstück des Games. Da macht es auch nichts, dass ich bei der Story ziemliche Abstriche in Kauf nehmen muss. Ich habe jedenfalls viel Spaß, wobei ein wenig Frusttoleranz nicht schaden kann.
Insgesamt hat sich Deck 13 mit The Surge 2 eher darauf verlegt, einige Dinge zu optimieren, als etwas komplett Neues einzuführen und das Konzept geht meiner Meinung nach voll auf. The Surge 2 spricht mich jedenfalls wesentlich mehr an als der erste Teil.
Ein Reviewmuster zu The Surge 2 wurde mir kostenlos zur Verfügung gestellt.
Ok – überzeugt, danke!
Das Spiel ist im Origin Premier Pass und ich konnte mich nicht entscheiden, aber jetzt lädt es herunter… dann wollen wir mal losmetzeln ^^