Sniper Ghost Warrior Contracts: Eine meditative Erfahrung

Dieses Review habe ich vor einiger Zeit bei Gamerz.one veröffentlicht. Enjoy!

Irgendwie habe ich in den letzten Monaten gefühlt nur hektische Spiele gespielt. Natürlich haben rasante Schwertkämpfe oder lustiges Geballer auch ihren Reiz, aber ich habe mir schon länger mal wieder ein Spiel gewünscht, bei dem es eben nicht auf Schnelligkeit ankommt, sondern eher auf Präzision und konzentriertes Vorgehen.

Deshalb habe ich auch erwartungsfroh auf den Release von Sniper Ghost Warrior Contracts gewartet.

Wie der Name schon vermuten lässt, gibt es dieses Mal keine Story, die sich durch das gesamte Spiel zieht, sondern einzelne Aufträge, bei denen es gilt, eine oder mehrere Zielpersonen auszuschalten. Wer also auf eine tiefgehende Hintergrundgeschichte hofft, ist mit diesem Game eindeutig falsch beraten. Aber seien wir doch mal ehrlich, welcher eingefleischte Shooter-Fan legt schon Wert auf raumgreifende Dialoge, die sich um eine meist krampfhaft herbeigesponnene Story ranken. Mehr als einmal lässt mich mein Operator in Sniper Ghost Warrior Contracts deshalb auch wissen, dass ich nicht für’s Denken oder Reden bezahlt werde, sondern lediglich einen Auftrag ausführen soll. Und das gestaltet sich spannender als gedacht.

Wer mag, kann sich anfangs durch ein Tutorial ballern, das meiner Meinung nach aber nur dazu dient, das Waffen- und Munitionsarsenal vorzustellen. Jedenfalls wirkt es für mich irgendwie holperig, denn das Spiel drängelt mich förmlich dazu, die Lehrstunde abzubrechen endlich und loszulegen. Ich verrate sicher kein Geheimnis, wenn ich sage, dass jeder, der schon mal ein Sniper-Game oder einen normalen Shooter gespielt hat, auch ganz gut ohne das Tutorial zurechtkommt.

Greetings, Seeker!

Nun gut, ich lasse ich mich also nicht lange bitten und nehme den ersten Auftrag an. Ich bekomme eine kurze Einweisung zu meiner jeweiligen Zielperson und dem aktuellen Zielgebiet (alle Zielgebiete liegen übrigens in Sibirien … das scheint ja der reinste Schurkenstaat zu sein) und schon kann ich loslegen. Vor jeder Mission stelle ich mir meine Ausrüstung zusammen, aber um ehrlich zu sein, habe ich außer dem Scharfschützengewehr, einer Pistole mit Schalldämpfer und vielleicht ab und zu ein paar Wurfmessern nichts von den schicken Gadgets verwendet, die mir das Game bietet. Shame on me.

Aber damit bin ich schon wieder bei meiner Intention, die mich immer zu dieser Art von Spielen zurückbringt. Es ist das Lernen von Geduld und Abwarten. Schon fast meditativ sitze ich in einer Deckung, studiere die Laufwege der Wachen, suche akribisch mein Zielgebiet nach versteckten Geschützen oder allzu neugierigen Kameras ab und lege mir einen Weg zurecht, um beispielsweise ein Gebäude heimlich zu infiltrieren.

Dabei verlege ich immer mal wieder meinen Standort, um ja keinen geheimen Weg oder eine günstige Gelegenheit zum Zuschlagen zu verpassen.

Wachen, die ziemlich einsam ihre Runden drehen, oder auch nervige Scharfschützen werden als erstes ein Opfer meiner gut platzierten Schüsse. Hier gilt es, sowohl die Entfernung, als auch den Wind mit einzuberechnen, um einen Treffer zu landen. Das kann bei weiter entfernten Zielen ziemlich kniffelig sein, aber bei einem erfolgreichen Schuss ist die Genugtuung groß. Eine Death-Cam zeigt mir dabei eindrucksvoll die Flugbahn und den Einschlag meines Geschosses. Empfindliche Gemüter können diese natürlich ausschalten.

Aber nicht jeder Gegner lässt sich so leicht ausknipsen. Gut gepanzerte Zeitgenossen schrauben die Anforderungen hoch und ich muss mir dann schon etwas einfallen lassen. Auch Leichen einfach unbeaufsichtigt rumliegen zu lassen, ist keine gute Idee. Allzu schnell werden die nämlich entdeckt und dann wird in heller Aufregung Alarm ausgelöst.

Während ich mich also langsam und vorsichtig zur Zielperson vorarbeite, drängen sich mir Vergleiche mit Hitman auf. Auch hier ist taktisches Vorgehen gefragt und es bleibt mir überlassen, wie ich meinen Auftrag ausführe, wenngleich ich in Hitman wesentlich kreativere Ansätze wählen kann. Doch das Verstecken in Schränken oder Kisten und das Entsorgen von Leichen lassen vermuten, dass hier kleine Anleihen genommen wurden.

Dezente Nebenziele inbegriffen

Neben meinem Hauptziel gibt es zusätzlich eine Menge zu tun. Hier soll ich noch Bomben an strategischen Stellen anbringen, dort einen Computer hacken oder vielleicht auch ein paar wichtige Dokumente mitgehen lassen. Zusätzliche Herausforderungen, wie z.B. niemanden außer der Zielperson zu töten, locken ebenfalls mit hohen Belohnungen in Form von Ingame-Währung. Diese kann ich dann für Upgrades meiner Waffen und meiner sonstigen Ausrüstung verwenden. Trotz dieser zusätzlichen und optionalen Aufgaben wirken die einzelnen Missionen nicht überladen und diese kleinen außerplanmäßigen Einsätze nehme ich gerne mit.

Die einzelnen Missionsgebiete sind abwechslungsreich gestaltet, aber nicht unbedingt etwas, bei dem ich staunend durch die Weilt laufe und ständig Screenshots von der tollen Umgebung mache. Manchmal wirken die Texturen auch verwaschen, aber das schmälert meinen Spielspaß nicht. Ich habe zwar gerne eine Umgebung, die etwas für’s Auge bietet, aber gerade bei Actionspielen ist mir ein gutes Gameplay doch wichtiger. Und hier macht Sniper Ghost Warrior in meinen Augen alles richtig. Das mag Geschmackssache sein, aber ich mag die klar abgegrenzten Missionen, die angenehme Herausforderung, bei der ich den Schwierigkeitsgrad selbst bestimmen kann, und das langsame und bedachte Vorgehen.

Kleine technische Mängel

Wer schnell ist, kann das Spiel wahrscheinlich in 10-15 Stunden beenden, doch bei meiner zugegeben etwas trägen Vorgehensweise brauche ich da wahrscheinlich doppelt so lange. Aber das ist auch gut so. Ich will Sniper Ghost Warrior Contracts langsam erforschen, laufe deshalb viele Gebiete mehrmals ab und entdecke dadurch immer wieder neue Abkürzungen oder geniale Verstecke. Diese Informationen hoffe ich dann im nächsten Durchgang gewinnbringend einsetzen zu können. Der Wiederspielwert ist für mich nämlich durchaus gegeben.

Trotzdem habe ich etwas zu meckern. Die Exfiltrationspunkte liegen nämlich gefühlt kilometerweit entfernt und ich darf nach erledigter Aufgabe nochmal ewig durch’s Gelände traben. Schnellreisepunkte (ja, die gibt’s wirklich) sind während der Exfiltration leider gesperrt.

Oftmals gibt es auch unangenehme Ruckler, wenn der Spielstand gespeichert wird, aber das schiebe ich jetzt mal auf meine nicht ganz neue Hardware. Allerdings muss ich leider auch den einen oder anderen Absturz verzeichnen. Sehr ärgerlich. Da ich nicht selbst speichern kann, werde ich dann beim letzten Speicherpunkt des Spiels abgesetzt, was mich durchaus schon mal ziemlich weit zurückwirft. Hier hätten zusätzliche Speicherpunkte oder ein manuelles Schnellspeichern durchaus nicht geschadet.

Mein Fazit

Sniper Ghost Warrior Contracts ist sicher kein High End Game, aber für mich ein ideales Spiel um abzuschalten und zu entspannen, denn jede Hektik und jedes unüberlegtes Vorgehen wird sofort bestraft. Durch die einzelnen Aufträge hetzt mich das Spiel auch nicht von Mission zu Mission und ich bin erleichtert nicht wieder in einer riesigen Open World gefühlt tausende von Nebenquests abklappern zu müssen. Ich finde Open World Spiele in letzter Zeit nämlich zunehmend anstrengender. Zu schnell verliere ich hier das eigentliche Ziel aus den Augen.

Die Leveldesigner haben gute Arbeit geleistet, so dass ich einzelne Aufträge auch gerne noch einmal wiederhole, um immer noch geschicktere Wege zu nutzen. Und das sagt schon Einiges.

Natürlich ist das Sniper-Gameplay Geschmackssache, aber für mich als Sniper- und Stealth-Fan hat es genau gepasst. Da sehe ich auch über kleinere technische Mängel gerne mal hinweg. Und für den günstigen Preis ist Sniper Ghost Warrior Contracts definitiv eine Empfehlung, denn gute Sniper-Games sind aus mir unerfindlichen Gründen immer noch rar.

Ein Review-Code zu Sniper Ghost Warrior Contracts wurde uns kostenlos zur Verfügung gestellt.

Über Minkitink

Ich lasse mich für viele verschiedene Genres begeistern, meine eindeutige Favoriten sind allerdings Schleich- und Actionspiele. Wenn die dann noch ins Steampunk- oder SciFi-Genre fallen, dann kann ein Spiel auch schon mehrfach durchgezockt werden. Horror- oder Shooter-Spiele werden zwischendurch auch gerne bearbeitet, wobei mangelnde Schnelligkeit meist durch hinterhältiges Heranschleichen an den Feind und das Schreien von Kraftausdrücken kompensiert wird.

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