Sniper Elite V2: Endlich durchgespielt

Häuserruinen soweit das Auge reicht. Auf der mit Schutt überhäuften Straße zieht ein einsamer Panzer seine Bahnen, als letztes Hindernis, das zwischen mir und meinem nächsten Zielort steht. Ich ducke mich hinter eine verkohlte Wand und linse vorsichtig auf die Straße, auf der ich ein paar Landminen platziert habe. Der Panzer fährt hin und her und nichts passiert. Offensichtlich habe ich die falschen Stellen für die Minen ausgesucht. Wieder einmal, denn das passiert mir öfter. Aber wozu bin ich denn der beste Sniper aller Zeiten. Also warte ich ab, bis der Panzer in einem günstigen Winkel steht, ziele auf den Tankdeckel, halte die Luft an und drücke ab. Das Pfeifen meiner Kugel vermischt sich mit dem Donnern von Bomben, die in einem entfernen Stadtteil fallen. Dann kommt der Einschlag, der eine heftige Explosion auslöst und den Panzer in Stücke reißt. Der Weg ist frei. Ich atme kurz durch und schleiche mich über sie Straße weiter meinem Ziel entgegen.

Sniper Elite 2

Jetzt, da Sniper Elite 4 angekündigt wurde, habe ich mich daran erinnert, dass ich ja noch Sniper Elite V2 fertig spielen wollte und habe in den letzten Wochen dieses Spiel immer mal wieder rausgekramt und habe festgestellt, dass es jetzt fast schon ein Jahr her ist, dass ich damit angefangen habe. Damals habe ich in diesem Artikel darüber berichtet.. Während Sniper Elite 3, das ich vor längerer Zeit gespielt habe, ja in Afrika spielt, schleiche ich mich in Sniper Elite V2 durch das Berlin im 2. Weltkrieg. Beide Spiele sind an sich sehr ähnlich, während Sniper Elite 3 aber doch noch einiges mehr an Möglichkeiten bietet, den Feind auszuschalten oder zu umgehen. Trotzdem ist Sniper Elite V2 ein schönes Schleich- und Sniperspiel, bei dem es sich lohnt, vor jedem Schritt seine Umgebung genau zu erkunden bzw. mit dem Fernglas nach Gefahren und Deckungsmöglichkeiten zu suchen.

Dass das Spiel schon etwas älter ist, sieht man besonders an den Texturen. Die sind hier und da etwas verwaschen, trotzdem wirkt die Spielwelt detailliert, obwohl nicht wirklich viel Abwechslung geboten wird, was Gebäude oder Straßenzüge angeht. Hier wäre etwas mehr Phantasie schön gewesen.

An der Steuerung gibt es nichts auszusetzen. Das Zielen und Schießen funktioniert einwandfrei und auch weit entfernte Ziele stellen kein großes Problem dar. Einziges Manko: Die Killcam lässt sich nicht abbrechen (oder ich habe nicht entdeckt womit) und das Anfangs so faszinierende, röntgenbildartige Einschlagen der Kugel verliert bald seine Magie, wenn man es gefühlt 100 Mal gesehen hat.

Sniper Elite

Was ich aber ganz furchtbar finde, ist der Soundtrack. Diese heroische, immer gleich klingende Musik war auf die Dauer kaum auszuhalten und die ständig sich wiederholenden Rufe der NPCs „Er ist hier irgendwo.“ oder „Wir werden dich finden.“ lassen auf Einfallslosigkeit schießen.

Zu meinem Leidwesen kann ich auch keine Waffen aufheben, die die Gegner fallen gelassen oder die ich in Verstecken gefunden habe. Vielleicht ein Bug? Obwohl es mir angezeigt wird, kann ich leider nichts an mich raffen, weder mit Tastatur, noch mit dem Controller. Das ist bei notorischer Munitionsknappheit dann doch manchmal ein Problem, aber ich habe es auch so durch’s Spiel geschafft. Der Profi eben.

Trotzdem war es mal wieder schön ein Schleichspiel zu spielen, denn auch Schleichen kann man in Sniper Elite V2 zur Genüge, auch wenn das Snipern im Vordergrund steht. Manchen brenzligen Situationen kann ich durch geschicktes Vorbeischleichen einfach aus dem Weg gehen und laute Geräusche, die meine Schüsse übertönen, sind ebenfalls wunderbar geeignet im nicht entdeckt zu werden.

Leider gibt es kaum Nebenmissionen bzw. –aufgaben, so dass das Spiel für mich kaum einen Wiederspielwert hat. Da hat sich bei Sniper Elite 3 dann doch einiges getan, so dass ich Teil 3 eher empfehlen würde, denn der Preisunterschied ist nicht wirklich groß, was mich sehr verwundert.

Sniper Elite 2

Deshalb hier mein Fazit: Das Spiel bietet mit vielen Erkundungen 15 Stunden Spielspaß und wenn man es für unter 10 Euro bekommt, kann man ruhig zuschlagen. Es ist ein solider Shooter, der aber ohne große Ausstattung daherkommt. Sniper Elite V2 ist für alle Sniper-Fans empfehlenswert, aber trotzdem ich würde zu Teil 3 raten, denn der ist umfangreicher und vom Setting her wirklich wunderbar gemacht.

Wer mein Fazit zu Sniper Elite 3 ebenfalls lesen möchte, der kann das auf Zockwork Orange tun:
Sniper Elite 3 – Kopfschüsse im Sandkasten
Sniper Elite 3 – Save Churchill – Mission Accomplished

Über Minkitink

Ich lasse mich für viele verschiedene Genres begeistern, meine eindeutige Favoriten sind allerdings Schleich- und Actionspiele. Wenn die dann noch ins Steampunk- oder SciFi-Genre fallen, dann kann ein Spiel auch schon mehrfach durchgezockt werden. Horror- oder Shooter-Spiele werden zwischendurch auch gerne bearbeitet, wobei mangelnde Schnelligkeit meist durch hinterhältiges Heranschleichen an den Feind und das Schreien von Kraftausdrücken kompensiert wird.

Zeige alle Beiträge von Minkitink →

5 Kommentare zu “Sniper Elite V2: Endlich durchgespielt”

  1. Ich habe leider bisher keinen Teil von Sniper Elite gespielt. Aber grundsätzlich haben mir Sniper bzw. Stealth Missionen dieser Art in anderen Shootern oft Spaß gemacht. Dein Review klingt allerdings nicht so, als müsste ich dieses Spiel auch noch einmal ausprobieren. Gerade deshalb habe ich sie aber gern gelesen! Denn es gibt ja tausende von Texten da draußen, die Spiele in den Himmel loben und an Deinem Blog mag ich sehr, dass Du sachlich, detailreich, kritisch und auf den Punkt schreibst :) Was Sniper Elite V2 betrifft werden ich mir dann wohl ein Let’s Play anschauen. Dank für Deinen Text!

    1. Nein, SE2 muss man nicht gespielt haben. Allerdings hat mir SE3 sehr gut gefallen. Mein Review dazu gibt’s auf Zockwork Orange. Das Wüstenstetting war genau mein Ding und ich habe mir auch alle DLCs geholt :)
      Bin jetzt schon gespannt auf SE4.

  2. Hmm, so können die Meinungen sich unterscheiden.

    Auch wenn ich Dir “Minkitink” in vielen Dingen recht geben muss, so halte ich das Spiel dennoch für ein muss wenn man Snipen mag. Waffen der Gegner kann man sehr wohl auf nehmen. Und zumindest für mich ist durch das Ranking für jede Mission, auch jede Menge Anlass da, sich zu verbessern, also die Missionen zu widerholen.
    Ich hab das Ding geliebt, hab über 1000 Stunden auf der Uhr allerdings zum großen Teil MP, …leider sind die Server mittlerweile fast tot weil es kaum noch jemand spielt. Aber im ersten Jahr gab es nen riesen Spass, und durch die vielfälltigen Einstellmöglichkeiten gab es auch immer Server welche den eigenen vorlieben passten.
    Zu deinem Blog:
    Tolle Arbeit, wirklich!

    1. Jeder hat eben andere Vorlieben. Das ist ja nicht schlimm. Ich versuche zwar auch immer, vom Ranking motiviert, alles mitzunehmen, was geht, aber bei SE2 hat das bei mir eben nicht so gezündet.
      Den MP habe ich nur in SE3 einmal ausprobiert, aber ich bin nicht so der große MP-Spieler und das war mir auch irgendwie zu hektisch.
      Und Danke für das Lob :-)

  3. Also grade im MP bietet ja die Sniper Elite Reihe gute Auswahlmöglichkeiten. Wenn Du da die KÜ (Kein Übertritt) Server wählst, ist es oft alles andere als hektisch. Da ist Campen und beobachten angesagt,…
    Und wenn man dann doch mal etwas mehr action will, nimmt man eben TDM, oder Hardcore Runner CTF. Wenn sich da mal gute Teams gefunden haben, ist es fun pur.
    Aber Du hast natürlich recht, jedem nach seinen Vorlieben. Wenn Du halt generell eher kein Freud von MP bist, will und werde ich Dich davon nicht überzeugen.
    Kleiner Tip am Rande.
    Wenn Du MP doch einmal versuchen möchtest, solltest du es bei einem neuen Spiel tun. Da wird einem nicht umgehend die Motivation genommen, weil die Maps für alle neu sind und man als noob nicht dauernd stirbt weil man die guten spots nicht kennt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert