Manche Shooter erfordern eine taktische Vorgehensweise, andere verlangen akrobatische Fingerübungen oder haben ein hohes Frustpotential. Call of Juarez Gunslinger dagegen macht einfach nur Spaß.
Die abstrusen Stories und abgefahrenen Feuergefechte, die mein Protagonist Silas Greaves mit allen berühmten Banditen des Wilden Westens ausgefochten haben will, machen wirklich Laune. Als abgehalfterter Cowboy erzählt Silas (leider nur auf Englisch mit deutschen Untertiteln) die Heldentaten seiner Vergangenheit und ich darf alles brav nachspielen. Ob wildes, beidhändiges Geballer mit zwei Revolvern, gezielte Schüsse mit dem Gewehr oder geworfenes Dynamit für den richtigen Rumms, hier kommen auf jeden Fall Schießbudengefühle auf und mit einen „Jippie“ knipse ich einen dumpfackigen Cowboy nach dem anderen aus. Danach lasse ich die Hosenträger schnalzen und kippe einen Whisky darauf, dass ich die Dalton Brüder, Billy the Kid oder andere namhafte Revolverhelden erledigt bzw. die entsprechende Geschichte meiner gebannt lauschenden Zuhörerschaft blumenreich beschrieben habe.
Mein zunächst sehr interessiertes Publikum wird mit der Zeit verständlicherweise allerdings immer skeptischer und versucht mir später verzweifelt Kaffee statt Whisky anzubieten … und das kommt für mich aber gar nicht in die Tüte … ha, und wenn mir die echten Gangster ausgehen, dann nehme ich es eben noch einmal mit ihren Geistern auf … und bei blödem Nachfragen kann ich mich ja notfalls noch mit einer noch verworreneren Geschichte rausreden …
Call of Juarez Gunslinger ist ein durchgeknalltes Spektakel mit einem riesigen Spaßfaktor. Die comicartige Grafik und auch der Hintergrundsound passen meiner Meinung nach perfekt zum Westernsetting. Hier gibt es nichts zu meckern. Obwohl die meisten Schießereien ziemlich leicht von der Hand gehen, sind die Bosskämpfe ausreichend fordernd um ein zu einfaches Durchrauschen zu vermeiden und beugen damit der Langeweile vor. Die Steuerung ist auch mit dem Controller einwandfrei und das eifrige Punktesammeln mit gut gezielten Kopfschüssen deshalb kein Problem.
Ich habe in Call of Juarez Gunslinger etwa 7 Stunden Spielzeit verbracht. Das hört sich jetzt nicht besonders lang an, da das Spiel aber keine tiefergehende Story hat, sondern ein spaßiges Geballer auf das andere folgt, war die kurze Spielzeit jedenfalls für mich durchaus ausreichend.
Nur einen Punkt fand ich wirklich schade: Pferde waren immer nur Dekoration. Reiten konnte ich leider nicht.
Mein Fazit: Empfohlen für jeden, der schon immer mal als Cowboy im Alleingang den Western aufmischen wollte und wer’s erst mal ausprobieren möchte, der kann sich von Steam eine Demo laden.